Wie die Sowjetunion den Kalten Krieg verlorMichael Ploetz
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"Der Kalte Krieg kam zu einem Ende, weil Gorbatschow mit jener kommunistischen Ideologie brach, die die UdSSR bislang zur unbedingten Feindschaft gegenüber dem liberalen Kapitalismus verpflichtet hatte", so der Historiker Michael Ploetz in seiner bemerkenswerten Studie über das Ende des sowjetischen Imperiums. Diese "in der Geschichte beispiellose Umwertung zentraler ideologischer Glaubenssätze", setzte ein Kette von Ereignissen in Gang, die zum Kollaps der kommunistischen Systeme führte. Die alte Weltordnung zerbrach in einem atemberaubenden Tempo: Schlagartig fallen 1989 die kommunistischen Regime in Polen, Ungarn, der DDR, der Tschechoslowakei, in Bulgarien und Rumänien. Ein knappes Jahr später ist Deutschland wiedervereinigt. Kurz darauf bricht die Sowjetunion zusammen und Russland schrumpft auf die vorimperialen Grenzen des Zarenreichs. Zehn Jahre zuvor wäre dies alles noch unvorstellbar gewesen. Damals setzte der sowjetische Einmarsch in Afghanistan der Entspannungseuphorie der 70er Jahre ein jähes Ende und markierte den Beginn des so genannten Zweiten Kalten Krieges, der von Pessimismus und Kriegsfurcht gekennzeichnet war. Dank der fast vollständig erhaltenen Akten des SED-Regimes gelingt es Ploetz, die Endphase des Sowjetimperiums minutiös zu rekonstruieren. Seine fundierte Analyse der außenpolitischen Strategien der Kreml-Führung macht plausibel, warum sich der Zweite Kalte Krieg als ein entscheidender Wendepunkt auf dem Weg zu den friedlichen Revolutionen von 1989 erweisen sollte. Für Ploetz war es "ein Triumph der Wirtschaft über die Politik", der dem Westen schließlich den Sieg im Wettkampf der Systeme bescherte. Von den Kosten des Rüstungswettlaufs ausgeblutet, war der Ostblock nicht mehr in der Lage, auf die Krise der 80er Jahre wirksam zu reagieren. Der "hausgemachte wirtschaftliche Niedergang" sollte sich als der wahre Gegner des sowjetischen Imperiums erweisen. --Stephan Fingerle
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