Das Rätsel des PhilosophenJose C. Somoza
Gebundene Ausgabe
An einem kühlen Morgen im ausgehenden 4. Jahrhundert v. Chr. wird in den Wäldern vor Athen die zerfleischte Leiche des jungen Tramakos gefunden. Der herbeigerufene Arzt Aschylos glaubt, dass der Körper des wunderschönen Jünglings von Wölfen verstümmelt wurde, doch der Rätsellöser Herakles Pontor vermutet ein Verbrechen. Er wird vom weisen Diagoras -- Tramakos Lehrer an Platons philosophischer Akademie -- beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen. Als ein weiterer Schüler aus Tramakos Freundeskreis tot aufgefunden wird, sieht Herakles sein Misstrauen bestätigt und kommt einer geheimnisvollen Bewegung im Untergrund des demokratischen und von der Vernunft regierten Athen auf die Schliche. Natürlich, eine alte Handschrift, die erst vor kurzer Zeit von dem Altphilologen Montalo herausgegeben wurde und der eigentlichen Hauptfigur des Romans, einem eigenbrötlerischen Übersetzer, manches Rätsel aufgibt. Denn er soll die Geschichte des Herakles Pontor aus dem Altgriechischen übertragen, stößt dabei jedoch immer wieder auf Hinweise, dass sich hinter diesem Text mehr verbirgt als nur ein spannender Kriminalfall. In immer ausführlicheren Fußnoten kommentiert er seine Arbeit, bis die Romanwelt in seine Wirklichkeit einbricht und sein Verständnis von Fiktion und Realität ins Wanken bringt. Das Rätsel des Philosophen ist ein ungemein geschickt in Szene gesetztes Verwirrspiel des Autors mit seinem Leser. Auf einer Erzählebene schildert er die Ermittlungen des Rätsellösers in Athen in den Jahren nach dem Peloponnesischen Krieg. Parallel dazu meldet sich der Übersetzer dieses altgriechischen Romans zu Wort, der im Text immer mehr Spuren seiner selbst entdeckt. Platons Ideenlehre folgend gelingt es dem Roman im Roman, nicht nur den Begriff einer Sache und seine Definition zu enthalten, sondern auch die Idee von dieser Sache. Dabei setzt Somoza keinerlei philosophisches Fachwissen voraus, sondern schlägt unablässig intellektuelle Kapriolen, die den Leser mindestens so sehr verblüffen und begeistern wie die überraschenden Wendungen des Kriminalfalls. Ein kleines Meisterwerk: ein postmoderner Kriminalroman, der unterhaltsamer nicht sein könnte. Wer hätte das für möglich gehalten? --Hannes Riffel
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