Diogenes: Die Gedanken und Taten des frechsten und ungewöhnlichsten aller griechischen PhilosophenKarl W Weeber
Gebundene Ausgabe
Geh mir aus der Sonne! soll Diogenes geantwortet haben, als der mächtige Alexander der Große anbot, dem Philosophen jeglichen Wunsch zu erfüllen. Das ist die bekannteste der zahlreichen Anekdoten über Diogenes von Sinope -- vielleicht sogar die berühmteste Anekdote der gesamten Philosophiegeschichte. Das nicht ganz Unproblematische am griechischen Denker aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert -- und zugleich an allen Büchern über ihn -- ist die Tatsache, dass ausschließlich Anekdoten über ihn und seine Philosophie überliefert sind. Karl-Wilhelm Weeber ließ sich davon nicht abhalten, ein ausgesprochen differenziertes und explizites Bild des "Tonnenphilosophen" und seiner Botschaft an die Welt zu zeichnen: "Mit ironischem Biss und treffsicherer Schlagfertigkeit stellt Diogenes alles und jedes in Frage; er stellt die Werteordnung auf den Kopf und geht den Leuten mit seinem ständigen Hinterfragen und Verspotten alles 'Selbstverständlichen' entsetzlich auf die Nerven. Diogenes tritt als Bürgerschreck, unbequemer Sonderling auf, der die Satten und Denkfaulen provoziert -- und manch einen sogar zum Nachdenken bringt.". Kein Wunder, dass Weeber der "Botschaft aus der Tonne" hintergründige Aktualität und zeitlose Frische bescheinigt und Diogenes als "Aktionskünstler unter den Philosophen", als "kreativ-komischen Typ irgendwo zwischen Till Eulenspiegel und den Marx-Brothers" beschreibt, der auch uns Heutigen, die wir in Überfluss und Bequemlichkeit zu erstarren drohen, den Spiegel vorhält. Das Buch fällt stilistisch aus dem üblichen philosophischen Rahmen: verständlich, unterhaltsam, teilweise sogar mitreißend. Der Widerspruch, der über dem ganzen Vorhaben schwebt, wird deshalb leider nicht kleiner. Weeber gesteht selbst ein, dass wir über Diogenes Leben "fast gar nichts wissen" und bald nach dessen Tod eine so dichte Legendenbildung einsetzte, "dass es unmöglich ist, Wahres und Falsches voneinander zu unterscheiden". Alles, was wir haben sind diese vielen Anekdoten. Und in einer Logik, über die man vielleicht länger nachdenken müsste, um sie zu begreifen, folgert der Autor: "Wenn sie erfunden sind, dann sind sie (in der Regel) gut erfunden, will sagen: Sie veranschaulichen auf ebenso einleuchtende wie unterhaltsame Weise die wesentlichen Positionen des Kynikers". --Christian Stahl
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