Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Bd. 2Jaroslav Haek
Sondereinband
Das wohl berühmteste Buch der tschechischen Literatur ist untrennbar mit dem Lachen verbunden: Man lacht über die Naivität des Protagonisten, über seine Einfältigkeit und seine absurde Sprachkomik. Aber so blöde ist der Schwejk nicht, auch wenn es ihm amtsärztlich attestiert wurde. Der Schwejk hat vielmehr etwas Anarchistisches, Subversives an sich. Er hat Witz und Phantasie ? und er ist es, der die Komik des ganzen kriegsgeilen Geschehens demaskiert. Dem "kleinen Mann" gelingt es, sich in der Maske des Narren, des Dummkopfs durchzumogeln und als Bursche des Oberleutnant Luká? den Ersten Weltkrieg zu überleben. Gleichzeitig werden durch seine Strategien k.u.k. Patriotismus und Militärfetischismus der Lächerlichkeit preisgegeben. Durch diese geniale Mischung entstand eine Satire auf den Militarismus, die heute aktueller denn je ist. . In der Lesung von Franz Kutschera aus dem Jahr 1958 wird der erste Teil des Romans bis zu dem Zeitpunkt, als Schwejk und Oberleutnant Luká? in den Weltkrieg ziehen, dargestellt. Wie der bekannte Bühnen- und Filmschauspieler (1909 bis 1991) die vermeintliche Einfältigkeit des Josef Schwejk spricht ist beiendruckend. Z.B. die Szene, in der Schwejk über seine Zeit im Irrenhaus berichtet. Es war die schönste Zeit in seinem Leben. Man konnte dort machen, was man wollte, niemals hieß es, das gehört sich nicht. Das Irrenhaus verherrlichen? Im ersten Moment klingt das etwas seltsam. Aber Schwejk ist ganz pragmatisch: Besser dort als wegen Hochverrats verurteilt zu werden. Franz Kutschera gelang es bravourös, die stets lächelnde, immer sich gehorsam meldende Figur mit seiner Sprachkomik und seinem Idiom mit der Betonung auf der ersten Silbe zu interpretieren. Andererseits liegen ihm auch die Parts des österreichischen Oberschicht. Den versoffenen Feldkuraten Otto Katz oder den Oberleutnant Luká?, den viele Frauen besuchen und dessen Devise "Seien wir Tschechen, aber es muss niemand wissen", macht Kutschera unnachahmlich lebendig. Und mit dem Oberst Kraus, dem ehemaligen Besitzer des Stallpinschers, dessen Ahnen ihren Besitz bei Salzburg bereits im 18. Jahrhundert verfressen haben, macht er die österreichischen Militärs vollends lächerlich. Der Herr, der an einer Erklärungsmanie litt ? "Ein Buch, meine Herren, sind mehrere geschnittene Buchseiten von einem Format .." ist in Kutscheras Interpretation der avancierte Repräsentant von Idiotie und Borniertheit. . "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" ist der bekannteste Roman von Jaroslav Ha?ek. Der Ur-Schwejk erschien bereits 1917, in tschechischer Sprache. Der Prager Schriftsteller schrieb in seiner Sprache, während die k.u.k-Monarchie seine Nation kulturell und politisch unterdrückte. Internationale Anerkennung fand der Roman erst durch die deutsche Übersetzung von 1926/27. Danach war sein Siegeszug nicht mehr zu stoppen. Der Stoff wurde unzählige Male verfilmt und auf die Bühne gebracht. Jaroslav Ha?ek wurde 1883 geboren und starb 1923. Er hatte viele Gesichter, er war Bohemien, Anarchist, Landstreicher, Hundehändler und humoristischer Schriftsteller. Er schrieb seit 1901 zweitausend satirische Kurzgeschichten, von denen er viele beim Biertrinken diktierte. . Lesung, Spieldauer: ca. 95 Minuten, 2 CD. Mit Booklet. -- culture.text
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