Eis-Lauf. In der Kälte des Sibirien-Marathons.Tom Ockers
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Ein Stoßgebet, wie man es schnell und unüberlegt schon einmal von sich gibt, machte den Anfang: Schicksal, wenn du das und das für mich tust, bekommst du das und das von mir zurück, als Gegenleistung sozusagen. Jeder kennt diese gelübdeartigen Beschwörungen, und viele vergessen diese Versuche, das Schicksal zu bestechen, in dem Moment, in dem das Herbeigesehnte eintritt. Nicht so Tom Ockers. Bei der Geburt seines ersten Kindes schwor er sich, etwas ganz Großes zu vollbringen, wenn nur ja alles gut gehen würde. Es ging alles gut, und als er seinen frisch geborenen Sohn im Arm hielt, versprach er sich und ihm, einen Marathon für ihn zu laufen, "einen ganz besonderen, irgendwo weit weg". Das klingt nach einer eher lächerlichen Dankestat für die heile Geburt eines Kindes, doch man muss eines wissen: Tom Ockers, Hamburger Fernsehjournalist und typischer Sitzarbeiter, gehörte zu diesem Zeitpunkt zum eher unsportlichen Teil der Bevölkerung und hasste kaum etwas mehr als Laufen. Der Siberian Ice Marathon in Omsk sollte es werden, der kälteste Marathon der Welt. Drei Jahre lang trainierte Ockers für dieses Event, mit herkömmlichen Methoden und auch einigen unkonventionellen Übungen wie dem täglichen Einfrieren seiner Hände in der Tiefkühltruhe. Am 06. Januar 2001 endlich trat er gemeinsam mit 147 anderen Teilnehmern an den Start -- fatalerweise an einem der kältesten Tage in dem Winter, in dem Sibirien von einer selbst für dortige Verhältnisse extremen Frostperiode heimgesucht wurde. Unglaubliche 42 Grad minus zeigte das Thermometer am Tag der Veranstaltung: Das von Ockers herausgeforderte Schicksal hielt eine echte Prüfung für ihn bereit. Ockers' Erlebnisbericht Eis-Lauf, in dem er seine Vorbereitungs- und Planungszeit, das Abenteuer des ungeheuer strapaziösen Marathons selber und auch seine Eindrücke vom weltabgewandten, lebensfeindlichen Sibirien schildert, ist weniger eine Selbstüberwindungs-Fibel à la Ulrich Strunz als vielmehr eine wortgewandte, unterhaltsame und äußerst humorvolle Reportage über ein ungewöhnliches Unterfangen. Ein Buch, das nicht nur passionierten Läufern, sondern gerade auch No Sports-Anhängern großen Spaß bereiten wird. --Christoph Nettersheim
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