ParadiesA. L. Kennedy
Gebundene Ausgabe
"Irgendwo in meinem Herzen wusste ich, dass noch schlimmer genau das war, was ich verdiente." Hannah Luckrafts Leben, knapp 40 Jahre alt, dümpelt in ?beunruhigender Schieflage?. Je aussichtsloser die Situation für die Alkoholikerin, desto tiefer wird ihre Sehnsucht nach dem Paradies -- ein Roman der Spitzenklasse!. "Und das ist die Lektion des Lebens: Was voll ist, wird geleert werden." Hannah erwacht in einem Hotel, keine Ahnung und Erinnerung vom Wo, Wann oder Woher. Es passiert nicht viel in dem Roman, statt dessen lotet die Ich-Erzählerin ihre Seele aus: da gibt es tiefe Abstecher in die Kindheit und die Wehmut über das Ende eines behüteten Daseins, da ist die berufliche Aussichtslosigkeit, die Trauer, ständig aus den ?Kurven des Jetzt getragen zu werden? und die große innere Leere und Einsamkeit nach so vielen schrägen Typen. Doch dann lernt Hannah Robert kennen. Ungemein eindrucksvoll lässt A.L.Kennedy ihre Protagonistin ein trostloses und perspektivloses Leben schildern. Die Ehrlichkeit und Offenheit mit der dies geschieht imponiert zutiefst, die bedrückende Chancenlosigkeit berührt. Langsam, ohne große Handlung gerät der Leser mit in den Sog von "lebhaften 40 Prozent Vollkommenheit", folgt Hannah auf ihrem Weg der Selbstzerstörung. "Wie es passiert ist immer eine lange Geschichte.". A.L. Kennedy schreibt gnadenlos, das ist nicht der erste Roman, der ihre ausgefallene, kompromisslose und unkonventionelle Art dokumentiert. Mal krass, erbarmungslos, fast grob, dann wieder einfühlsam, zärtlich. Wunderbar sarkastisch zeichnet sie diese Hannah, witzig und brillant und pointiert denkend, dann wieder melancholisch und in depressive Aussichtslosigkeit verfallend. Genial erfasst die bizarren Stationen eines Alkoholikers, Rausch, Visionen, Alpträume, Filmrisse, diese unendliche Hilflosigkeit aller, die Hannah kennen und lieben "..direkt vor ihm steht dieses glatte, große, eiskalte, herrlich sexy Scheissglas Bier.". Die sprachlichen und stilistischen Schattierungen des Romans sind ebenso vielschichtig wie die Phasen eines Trinkers. Das unerschöpflich scheinende Vokabular, die fast ergreifenden Schilderungen der Etappen zwischen Entzug und voller Dröhnung, Darstellungen bis hin zur Lautmalerei im Rausch machen den Roman zu einem ausgesprochen klugen und fesselnden, sinnlichen, aber auch bedrückenden Lesestoff. "Geh, hol die Flasche. Und mein Glas."--Barbara Wegmann
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