Biotechnologie und Gentechnik. Neue Technologien verstehen und beurteilenGebundene Ausgabe
Diskussionen aktueller Entwicklungen in Wissenschaft und Gesellschaft werden um so heftiger geführt, je mehr sie in unser individuelles Umfeld eingreifen. Umweltschutz, Sozialpolitik und alternative Energien sind einige der Beispiele, um die oft in heftiger, aufgrund des Fehlens fundierten Fachwissens, aber auch in hohem Maße unsachlich gestritten wird. Spätestens nachdem das Schaf 'Dolly' die Bühne dieses Meinungsstreites betreten hat, ist seit einiger Zeit die Biotechnologie in den Mittelpunkt heftiger Auseinandersetzungen geraten, schürt Ängste auf der einen Seite, und öffnet andererseits völlig neue Perspektiven. Daß Biotechnologie und Gentechnik über ein enormes Potential beispielsweise bei der Produktion von Medikamenten verfügen, ist unstrittig. Unstrittig ist aber auch, daß hier in einer Art und Weise in natürliche Reproduktionsmechanismen eingegriffen wird, die einen begründeten Anlaß zur Sorge geben. Aufgrund der hohen wissenschaftlichen Komplexität besteht die Gefahr, daß sich die Diskussion auf einen kleinen Kreis von Spezialisten beschränkt, während sich die Information der breiten Öffentlichkeit auf die Glorifizierung oder die Verbreitung von Horrorgeschichten beschränkt. Um dies zu verhindern und um bereits Versäumtes nachzuholen, haben die Initiatoren einer Ringvorlesung in Heidelberg die Ergebnisse nun in einem Buch gesammelt herausgegeben. Es will der Komplexität dieses Themas gerecht werden, indem es Aufsätze von Fachleuten aus allen relevanten Disziplinen vereint. Neben der Technikfolgenabschätzung nimmt dabei vor allem die Information der Öffentlichkeit einen breiten Raum ein, wobei die Beschränkung auf das Begreifen wissenschaftlicher Zusammenhänge nicht ausreicht. So finden sich Fachleute aus der Industrie neben Naturwissenschaftlern, Pädagogen und Ethikern. Dieses hervorragende Buch richtet sich an all diejenigen, die sich mit dieser weltweit expandierenden Entwicklung differenziert beschäftigen wollen, und die Zweischneidigkeit zwischen berechtigter Kritik und der Vorteile der Gentechnik aushalten. Nur so kann eine lebhafte und fundierte Diskussion initiiert werden -- bei einem so diffizilen Thema ein längst überfälliges Muß. --J. Schüring
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