Grundzüge der Gentechnik: Theorie und PraxisM. Regenass-Klotz
Taschenbuch
Kein Zweifel, wir leben in spannenden Zeiten. Verdächtige Agrarprodukte wie "Gen-Soja" und "Gen-Tomaten" erregen die Gemüter, Mörder werden mittels eines genetischen Fingerabdrucks überführt, große deutsche Zeitungen spekulieren darüber, ob der Mensch sich im nächsten Jahrtausend genetisch umbauen wird. Das Genzeitalter verlangt nach Büchern, in denen man sich schnell über die Grundlagen der immer wichtiger werdenden Gentechnik informieren kann. Leider ist Grundzüge der Gentechnik von M. Regenass-Klotz kein solches Buch. Die Autorin, in Deutschland, der Schweiz und Amerika ausgebildete Biochemikerin und als solche eine Top-Fachfrau, unternimmt in ihrem Band den löblichen Versuch, die komplizierten Vorgänge hinter den Türen der Biotechnik-Laboratorien in einer für Laien verständlichen Weise zu beschreiben. Bei der Lösung dieser Aufgabe ist der Autorin allerdings die Sprache im Weg, die sie für dieses Buch gewählt hat: sie ist gespickt mit Fremdwörtern, die oft nicht einmal erklärt werden. So unterläuft es der Autorin, daß sie komplizierte Vorgänge fast durchweg mit komplizierten Worten beschreibt -- daraus resultieren Sätze, die mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Dabei ist gerade die Biochemie eine Wissenschaft, deren grundlegende Mechanismen und Erkenntnisse eher als in vielen anderen Forschungszweigen wunderbar bildhaft beschrieben werden können -- viele Artikel in populärwissenschaftlichen Magazinen oder auf den Wissenschaftsseiten der einschlägigen Tageszeitungen beweisen das. So bleibt das Buch leider in einer Grauzone zwischen Lehrbuch für Studenten der Biochemie oder Medizin und einer Einführung für Laien stecken. Studenten werden zwar die Sprache verstehen, die Inhalte des Buches aber zur Genüge und weitaus detaillierter aus ihren Vorlesungen oder den Medien kennen; Laien dagegen -- an die sich dieses Buch aber offenbar wenden soll -- dürften durch das Dickicht der Bio-Fachsprache vermutlich nur schwer zum Verständnis der Gentechnik gelangen. Offenbar basiert dieses Buch auf einem Arbeitsordner über Gentechnik für Schweizer Gymnasien. Schüler haben aber den Lehrer, der schwer verständliche Begriffe übersetzt; Leser haben nur dieses Buch. Guten Wissenschaftsjournalismus -- das gilt auch für Fachbücher, die sich an Laien richten -- erkennt man daran, daß er eben nicht versucht, den Leser zunächst an das Forschervokabular zu gewöhnen, um ihn dann in Ruhe mit Fremdworten überhäufen zu können. Richtig wäre genau der andere Weg!. Natürlich haben die Grundzüge der Gentechnik auch ihre Reize: so dürfte die zusammenfassende Darstellung verschiedenster gentechnologischer Verfahren und gentechnisch erzeugter Produkte, die unseren Alltag mehr und mehr bestimmen, in dieser Dichte und Übersichtlichkeit anderswo schwer zu finden sein. Insgesamt aber ist das Buch leider ein weiteres Beispiel dafür, wie schwer es auch für exzellente Forscher ist, sich von Ihrer Fachsprache zu lösen. Die Idee hinter diesem Buch ist gut. Ihm ist daher eine gründliche Überarbeitung zu wünschen. --Stefan Albus
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