Israel - Palästina: Hintergründe zu einem unendlichen KonfliktAlain Gresh
Taschenbuch
"Tausend oder dreitausend Jahre zurückzugehen, um zu bestimmen, wem welches Fleckchen Erde gehört, ist eine absurde, illegitime Vorstellung", schreibt Alain Gresh. Der Chefredakteur der in Paris erscheinenden Monatszeitung für internationale Politik Le Monde diplomatique, wurde als Sohn einer russischen Jüdin und eines ägyptischen Kopten in Kairo geboren. Wie kaum ein Zweiter kennt er den Nahen Osten und den ihn beherrschenden Konflikt. Seit mehr als 20 Jahren berichtet der Journalist über das israelisch-palästinensische Drama, in dem genau dies das israelische Rechtfertigungsdogma für die eigene Herrschaft über Palästina ist -- dass nämlich das jüdische Volk dort die älteren, schon in der Bibel verbrieften Rechte habe. Gresh nimmt in seinem Buch nicht Partei. Aber er nennt die Dinge beim Namen, die beim Namen genannt werden müssen: "Wie soll man sich orientieren, wenn gegensätzliche Gebietsansprüche aufeinander prallen? Am internationalen Recht. Was sagen die UN-Resolutionen im Wesentlichen zu Palästina und Israel? Sie erkennen an, dass im historischen Palästina fortan zwei Völker leben, das jüdische israelische Volk und das palästinensische Volk, und dass jedes dieser Völker Anspruch auf einen unabhängigen Staat hat." Von einem eigenen Staat dürfen die Palästinenser freilich nach wie vor im besten Falle träumen, wenn ihnen die Bagger der israelischen Siedler in den besetzten Gebieten nicht gerade den Schlaf rauben. Und in den israelischen Städten wagt angesichts fortwährend neuer Attentate kaum jemand mehr, auf den Frieden zu hoffen, dem man sich nach dem Abkommen von Oslo Anfang der 1990er-Jahre so nah wähnte. Der Autor beginnt das Buch mit einem Brief an seine Tochter. Darin schildert er das Anliegen, das er verfolgt, nämlich "an die Tatsachen und Ereignisfolgen zu erinnern, deren Kenntnis unerlässlich scheint, um eine ernsthafte Diskussion eröffnen zu können". Alain Gresh ist nicht der Erste, der versucht, uns die historischen Hintergründe des Nahost-Konflikts verständlich zu machen. Doch selten hat es jemand verstanden, die Grundlinien dieses Konflikts so klar und präzise zu skizzieren, wie er. Nach dem Erscheinen der französischen Originalausgabe war in einer Rezension zu lesen, Greshs Buch sei "eines der seltenen Werke zum Palästinakonflikt, die man wirklich gelesen haben muss". So ist es! --Andreas Vierecke
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