Hieroglyphen lesenHilary Wilson
Taschenbuch
Über 1.500 Jahre lang ist die Hieroglyphenschrift rätselhaft und unlesbar gewesen, bis sie 1822 von Jean Francois Champollion entschlüsselt wurde. Was dieser unglaubliche Durchbruch -- Champollion soll an jenem Septembertag "ich hab's gelöst!" gerufen haben und in Ohnmacht gefallen sein -- allerdings nicht bewirken konnte, ist die Befreiung vom Nimbus des Geheimnisvollen und Unverständlichen, mit dem die altägyptische Schrift auch lange nach ihrer Entschlüsselung fest verbunden ist. Mit Hilary Wilsons "Lehrbuch" liegt nun eine weitere Neuerscheinung in deutscher Sprache vor, deren vornehmliches Ziel das Erlernen dieser Schrift ist. Während sich beispielsweise Christian Jacqs Die Welt der Hieroglyphen eher darauf verlegt, die Grundzüge der Hieroglyphenschrift systematisch zu vermitteln, ist Hilary Wilsons Werk historisch tiefgründiger und detaillierter, bietet sich für den einen oder anderen Leser also idealerweise als aufbauende "Lektion" an. Wilsons Buch ist somit mehr als ein Sprachkurs, genau wie die Sprache mehr ist als nur Mittel zur Verständigung. Der Leser bekommt hier vielmehr neben der fundierten Darstellung einer Schrift einen historisch fundierten und erstklassig aufbereiteten Einblick in das alltägliche Leben am Nil vor tausenden von Jahren. In zahlreichen Geschichten beschreibt die Autorin dabei eine Schrift, die -- weil figürlich -- wie kaum eine andere das Spiegelbild der Welt ist, in der ihre Schreiber lebten. Auf diese Weise eröffnen die "Worte Gottes", so die Übersetzung der griechischen Ausdrücke "hieros und gluphein, einen tiefen Einblick in Kultur, Politik und Religion des Niltales. Unzählige bebilderte Beispiele und eine Reihe von Karten dürften das Buch vor allem auch für diejenigen interessant machen, die ihr Wissen vor Ort in Memphis, Theben oder Luxor anwenden wollen. --J. Schüring
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