Hieronymus Bosch: in der Akademie der bildenden Künste WienGebundene Ausgabe
Bosch ändert diesen Bildaufbau in seinem Weltgerichtstriptychon radikal. Eine düstere Umgebung mit Bränden am hohen Horizont erfüllt diese albtraumhafte Vision, die Mitteltafel und rechte Außentafel zu einer Einheit verbindet. Boschs Himmelreich ist bedeutend kleiner. Es schwebt als blauer Schimmer hoch über der Erde. Zwar blasen immer noch Engel ihre Posaunen rund um einen frontalen Christus im roten Umhang auf einem Regenbogen, doch die Apostel knien in größerem Abstand zu ihm, und sowohl die Heilige Jungfrau als auch Johannes der Täufer befinden sich außerhalb seines Glorienscheins. Der Himmel scheint weit entfernt zu sein, Maria und der Täufer wirken als Fürbitter machtlos. Auf den ersten Blick scheint es in Boschs Weltgericht gar kein Himmelreich zu geben, doch dann entdeckt man, klein und kaum sichtbar in der oberen Ecke, eine golden schimmernde Öffnung. Unter den Posaunen der Engel schweben winzige Seelenfiguren von Engeln geleitet himmelwärts. Alle Ausgewogenheit ist hier abhanden gekommen; nur wenige Auserwählte werden gerettet. Der größte Teil der Bildfläche zeigt anstelle der Auferstehenden eine typische Höllenszene Boschs. Teufelsheere unterziehen nackte Menschen physischer Folter und quälen sie oft nach Art ihrer jeweiligen Sünden - Jäger werden gejagt, Gefräßige gemästet, Wollüstige müssen mit Dämonen verkehren. Waffen durchbohren zahlreiche Opfer. Alle diese individuellen Strafen entfalten sich in einer schrecklichen, dunklen, eiskalten Welt, aus der es kein Entkommen gibt. (Larry Silver)
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