Der Garten der Lüste. Roman über Leben und Werk des Hieronymus BoschJohn Vermeulen
Gebundene Ausgabe
Im Mittelalter zurzeit von Karl dem Kühnen war der Teufel ein reales, wirkliches, die irdische Welt regierendes Wesen. Von den Kanzeln der gotischen Kirchen verbreiteten die Dominikaner diese Botschaft mit apokalyptischer Sprache, und waren dabei nicht weniger diabolisch. Überall, auch in 's-Hertogenbosch wütete die Inquisition, deren dunkles Tun das Lodern der Scheiterhaufen taghell erleuchtete. Wer nicht als Hexe enden wollte, der durfte sich nichts zuschulden kommen lassen: Jeder Nachbar war ein potenzieller Denunziant. "Die Hölle befand sich auf Erden und mußte nicht anderswo gesucht werden", heißt es in John Vermeulens Roman Der Garten der Lüste: Selbst Pasteten werden hier angeblich "mit dem Fett verbrannter Hexen und Ketzer zubereitet". In dieses in wortgewaltigen Bildern beschworene Szenario einer Atmosphäre der Angst hat Vermeulen sein Buch über das Leben des genialen Malers Hieronymus Bosch angesiedelt. Aus personaler Erzählperspektive schildert er die Jugend des ebenso sensiblen wie furchtsamen Künstlers mit ihrem allgegenwärtigen Grauen. Er beschreibt die enge Beziehung des 10-Jährigen zur nicht minder begabten (und nur ob ihres Geschlechts nicht geförderten) Schwester Herberta, seine Ausbildung bei Vater und Onkel und einen Werdegang, der bis zuletzt immer zwischen kirchlicher Anerkennung und peinlicher Befragung schwankte; die zahlreichen klugen Bildbeschreibungen deuten Boschs Kunst als idealen Ausdruck einer von Tod und Teufel beseelten Zeit. Viel ist nicht bekannt über die Biografie des Jeroen van Aken alias Hieronymus Bosch. Ob er ein kirchenkritischer Ketzer, ein kreativer Drogensüchtiger oder Vertreter des Katharismus war -- all dies hat man aus seinen dunkel-fantastischen Bildern herauszulesen gesucht --, ist bis heute unbekannt. Umso mehr Dichtung hat Vermeulen, der bereits mit dem Buch Die Elster auf dem Galgen über die Zeit Pieter Bruegels positiv auf sich aufmerksam machte, mit einfließen lassen in seine Romanbiografie. Dem Buch hat dies nicht geschadet, im Gegenteil: Ist es dem Autor doch wieder einmal gelungen, anhand eines Malerlebens das Panorama einer ganzen Epoche anschaulich vor uns aufzumalen. --Thomas Köster
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