Kleine Philosophie der Passionen, SchweizTaschenbuch
Lieben Sie die Schweiz? Natürlich, antworten wir alle im Chor mit Ja. Aber wir sollten danach nicht die Frage anhängen: Welche Schweiz? Da es die Schweiz in vielen Formen und Kantonen, als Flach- und Bergland gibt, wäre die Frage nicht vermessen. Dietrich Schwanitz und Angela Denzel beantworten die Fragen mit einer Liebesbeziehung. Ach, ja? So kann man das Land auch sehen? Man kann. Die Schweiz als eine Folie à deux betrachten, durch die Augenpaare zweier höchst unterschiedlicher Menschen? Das ist eine äußerst vergnügliche Lektüre, zuweilen ist sie gar deftig erotisch, und das ist gerade das Letzte, was man bei einem Buch über die Passion Schweiz zu suchen meint. Gib es aber. Oder anders gesagt: Man kann. So liest man vergnüglich die Geschichte einer Beziehung zwischen Hermia und Rex, zwei Pseudonyme (die sicher nicht für die Autorennamen stehen, und wenn sie es täten, was macht es?), die in der Schweiz das Geheimnis der Liebe erfahren und dort merken, dass sie zueinander gehören. Wie schön! Und weil zu einer delikaten, erotisierenden Annäherung natürlich der Exkurs ins Nebensächliche gehört, bloß um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen (was aber später geschehen wird), erfährt man in dieser Philosophie der Passionen recht viel über die Schweizer Mentalität. Dass sie an zwei Polen festgemacht wird, überrascht natürlich einen Eingeborenen Rezensenten: Jürg Jenatsch, Freiheitsheld aus Graubünden, und die Mennoniten im französischsprachigen Jura. Wie passt das zusammen? So etwas kann nur ein Schweizer fragen. Stimmt. Aber wenn das Autorenpaar gemeinsam die erfrischende Erfahrung des Melkens hinter sich gebracht hat und danach in die vom Stallduft geschwängerte Kammer verschwindet, ist klar: So viel Romantik kann nur die Schweiz bieten. --Carlo Bernasconi
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