Nietzsche. (Philosophie jetzt!)Taschenbuch
In der Vorrede seines "Buchs für freie Geister" Menschliches, Allzumenschliches formulierte Friedrich Nietzsche 1878 seinen moralischen Imperativ: "Du sollst Herr über dich werden, Herr über deine eigenen Tugenden". Der oft in Zusammenhang mit dem Philosophen zitierte "Wille zur Macht" ist damit vor allem der Wille zur Macht über das eigene Ich, "der Wille zum freien Willen". Diesem Gedanken ist eigentlich das gesamte Werk Nietzsches verschrieben: Wer das Individuum erforsche, hielt er dementsprechend fest, der werde zum "Abenteurer und Weltumsegler jener inneren Welt, die 'Mensch' heißt". Unter dem schlichten Titel Nietzsche hat der Philosoph, Schriftsteller und Biograph Rüdiger Safranski im Rahmen der (von Peter Sloterdijk herausgegebenen) Reihe Philosophie jetzt! -- in der bereits Bände etwa zu Platon, Aristoteles, Hegel, Fichte, Kierkegaard oder Sartre erschienen -- zentrale Stellen aus Nietzsches Oeuvre herausgesucht und einleitend kommentiert. Herausgekommen ist ein kluger Einführungsband, der das breite Spektrum des Nietzsche'schen Denkens in intelligent zusammengestellten Kapiteln zu "Existentieller Philologie", "Wahrheit der Geschichte" oder "Geschichte der Wahrheit" zu umspannen weiß und die abenteuerliche Suche des Philosophen nach dem inneren Universum des Menschen gleichzeitig unter dem Aspekt einer anti-moralischen, ästhetisch ausgerichteten Lebensauffassung bündelt. "Kein Zweifel", schreibt Safranski in seiner gelungenen Einleitung: "In seinen besten Augenblicken gelingt Nietzsche eine spielerische Leichtigkeit der Sprache und des Gedankens, eine Beschwingtheit, die, auch unter Leiden und schwerer Gedankenfracht, zu tanzen versteht, eine Mischung aus Ekstase und Gelassenheit". Pathos und Distanz hatte Volker Gerhardt diese artistische Spannung 1988 in seinem gleichnamigen Buch genannt. Safranskis Sammelband macht das auch sprachlich faszinierende Schwanken im Werk des Philosophen unter dem Gesichtspunkt eines "Essayismus als Lebensform" überaus anschaulich. --Thomas Köster
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