Die Insel, das Land: Geschichten über SpanienCees Nooteboom
Gebundene Ausgabe
Der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom redet gern vom Wetter. Das ist nicht ungewöhnlich für einen derart weit gereisten Mann. Die Art und Weise aber, in der der Autor uns von den meteorologischen Kapriolen Spaniens und sogar in seiner Wohnung ("Mein Haus ist ein Haus der Jahreszeiten") berichtet, ist einmal mehr einzigartig. Denn Nooteboom ist auch (und vor allem) Dichter -- und dergestalt poetisch nehmen sich seine "Geschichten aus Spanien", die zuerst zwischen 1987 und 2001 in diversen Zeitschriften erschienen, auch aus. Nooteboom erzählt, wie schon gesagt, vom Wetter. Aber er berichtet ebenfalls Merkwürdigkeiten von einem (literarischen) Stockfisch mit Brille, geht den Eigenheiten der spanischen Presse nach, gibt uns Einblick in die Persönlichkeit des Postboten Miguel, des Stierkampfs oder in die Trauer der spanischen Seele, berichtet vom Ende des Sommers und von jenem "grenzenlosen Kontinent" im Südwesten Europas, der sich in 25 Jahren sehr gewandelt hat. Dabei wird deutlich, dass Nooteboom Spanien nicht nur bereist hat um alles zu erfahren, sondern um es schreibend zu durchdringen. "Ich will es wissen", heißt es einmal, "doch nun offenbart sich ein .. Mysterium der Sprache: Ich will es in meiner Sprache wissen". Diese Umformung von direkter Anschauung in poetische Essayistik ist dem Autor rundherum gelungen. Nur eins ist irritierend am schönen neuen Suhrkamp-Band: Dass sein Format und seine Aufmachung allzu deutlich an Wagenbachs überaus wohlfeile Salto-Reihe erinnert, in der ebenfalls einige "literarische Einladungen" -- etwa zu Mallorca und Florenz -- erschienen sind. Aber sonst hält sich die Verwirrung bei Die Insel, das Land in Grenzen. Denn Nooteboom ist einfach unverwechselbar. --Thomas Köster
|