Als ob der Schnee alles zudeckte: Eine Krankenschwester erinnert sich an Ihren Kriegseinsatz an der OstfrontIngeborg Ochsenknecht
Book, Broschiert
Ingeborg Ochsenknecht gehört zur verratenen Generation. In den 40er-Jahren wurde die gerade einmal 19-jährige Schwesternhelferin Opfer von Hitlers Propagandamaschinerie, die sie geradewegs ins Inferno führte. "Die Nation braucht dich!" lautete die lockende Phrase, und so meldete sich Ingeborg Ochsenknecht, naiv und obrigkeitsgläubig, 1939 als sanitäre Helferin zum Einsatz an der Front. Knapp sechzig Jahre hat Ingeborg Ochsenknecht gebraucht, um das Erlebte in einem Buch verarbeiten zu können. Denn als der Krieg draußen an der Front nach vier Jahren für sie zu Ende war, brach ein innerer Krieg aus in ihr, ein Krieg, der sie erst im Alter richtig zur Ruhe kommen ließ. In "Als ob der Schnee alles zudeckte" erzählt Ochsenknecht ohne Beschönigungen die Geschichte ihrer Odyssee an der Ostfront, schildert ihren Leidensweg als Rotkreuzschwester von den Lazaretten in Polen in die Sowjetunion, wo sie nach dem Überfall auf die UdSSR im Sommer 1941 in Stalino und 1942/43 in Kislovosk am Kaukasus im Angesicht des Untergangs der deutschen Armee ihre Naivität endgültig verlor. "Als ob der Schnee alles zudeckte" basiert auf den Tagebüchern Ochsenknechts, die nicht nur vom Grauen des Kriegs berichten, sondern auch von den (mitunter hilflosen) Versuchen, bei Feiern und Festen mit Offizieren den Alltag des Mordens und Pflegens zu vergessen. Gerade dieser Kontrast zwischen unmittelbarer Aufzeichnung der jungen Frau und der Distanz eines gealterten Blicks macht diesen Erinnerungsband zu einem anrührenden und eindrucksvollen Dokument deutscher Geschichte. --Stefan Kellerer
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