Das siebte Jahr: Von Tibet nach IndienSabriye Tenberken
Gebundene Ausgabe
"Hut ab vor dieser Frau: Sabriye Tenberken ist mutig, abenteuerlustig, beharrlich, und sie hat Humor". So urteilte die Frankfurter Rundschau im August 2000 angesichts des Buches Mein Weg führt nach Tibet. In ihrem nunmehr siebten Jahr auf dem Dach der Welt hat die blinde Deutsche keine dieser Eigenschaften verloren. Am wenigsten ihren Humor, wie sich zeigt, als sich mit viel Getöse eine Berühmtheit aus Amerika ankündigt. Erik Weihenmayer, der erste blinde Mount Everest-Bezwinger hatte von Sabriyes Blindenschule in Lhasa gehört, und plante einen prächtigen Film, in dem er mit blinden Schülern den Lhagpa Ri, einen Nebengipfel des Everest besteigen wollte. "Selbstbewusstsein entwickeln", lautete sein trendiges Motto. Sabriye Tenberken musste schmunzeln ? diese Phase hatten ihre Kinder längst hinter sich. . Spätestens als die Regisseurin des Films Sabriyes Schützlinge gönnerhaft wohlwollend auf den hohen Besuch einstimmt ? und die sich wenig beeindruckt zeigen - wird ihr klar, wie selbstbewusst ihre Sorgenkinder von einst inzwischen sind. Bevor das Filmabenteuer "Climbing Blind" seinen Lauf nimmt, "blickt" Sabriye Tenberken noch einmal zurück auf die Früchte einer siebenjährigen Arbeit. Auf ihren Ausbruch aus dem engen Marburg, das Studium der Tibetologie, die Entwicklung einer tibetischen Brailleschrift. Als wäre dies nicht beeindruckend genug, verwirklichte sie 1998 zusammen mit Freund Paul ihren Lebenstraum: Den Aufbau einer Blindenschule in Tibet, das aufgrund erhöhter UV-Strahlung und Mangelernährung einen hohen Prozentsatz an blinden Kindern aufweist. Um einen Eindruck zu vermitteln, wie diese, Aussätzigen gleich am Rand der Gesellschaft dahinvegetieren, lässt Sabriye ihre Schüler selbst zu Wort kommen. Tashi, Tendsin, Kyila, Gyendsen. Erschütternde Lebensberichte. Die pragmatische junge Frau, die vor Jahren in Deutschlands Talkrunden auf sich und ihr Projekt aufmerksam machte, schuf Bewundernswertes. Gegen alle Behördenwidrigkeiten, korrupte Heimleiter und tiefverwurzelten Dämonenglauben setzte sie beharrlich auf Bildung und Ausbildung. Den Schlussakkord ihres herzerwärmenden Berichts bildet der spannende Anstieg auf den Lhagpa Ri. Nicht alle schafften ihn und doch war es ? wider Erwarten! - ein weiterer Schritt auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein ? diesmal gänzlich unironisch! ?-Ravi Unger
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