Ein Tagebuch im strikten Sinn des Wortes Neuguinea 1914 - 1918. Malinowski, Bronislaw: Schriften; Bd. 4,1Bronislaw Malinowski
Gebundene Ausgabe
In seinem Tagebuch aus den Jahren 1914-15 und 1917-18, das erst 1960 von der Witwe Malinowskis in der englischen Übersetzung zugänglich gemacht wurde, registriert der Ethnograph Malinowski seine Selbsterfahrung bei den Trobrian-dern.
Dieses Tagebuch zeigt weniger die Entwicklung einer theoretischen Verarbeitung der Feldforschung als die Schwierigkeiten der Teilnahme am Leben einer anderen Gesellschaft Malinowskis Leben war in den festen Rahmen einer glänzenden akademischen Karriere eingespannt Er hatte in Krakau, wo er 1884 geboren worden war, Naturwissenschaften studiert, dann das Studium der Anthropologie aufgenommen, das ihn nach Deutschland und England führte. Von 1922-1938 unterrichtete er an der London School of Economics, später in den USA, wo er 1942 starb. Aus den Gleisen dieser Laufbahn springt sichtbar nur die soziale und innere Erfahrung der Zeit, die er während des Ersten Weltkrieges bei den Trobriandern verbrachte.
Malinowski lebte im Anschluß an einen kurzen Aufenthalt auf der Insel Mailu, wo er an der Südküste von Papua ethnographische Studien durchgeführt hatte, in der Zeit des Ersten Weltkriegs 19 Monate auf den Trobriandinseln nordöstlich von Neuguinea. Ihm war aufgefallen, daß zu einem genaueren Verständnis einer "primitiven" Kultur die Kenntnis ihrer Sprache Voraussetzung ist; zudem wurde er als Pole mit österreichischer Staatsangehörigkeit weder interniert noch konnte er seinen vorgefaßten Reiseplänen nachgehen. Nur allmählich und widerwillig wuchs er in die Gesellschaft der Tro-briander hinein. Seinem Tagebuch hat er seine unglückliche Isolation anvertraut: Vor den Widrigkeiten des alltäglichen Umgangs mit den Eingeborenen zog er sich in Scheinwelten zurück, in die Lektüre betäubender Romane, auf einsame Spaziergänge und in gymnastische Übungen. Gegen die erotischen Versuchungen, denen er sich durch die halbnackten Mädchen und Frauen ausgesetzt glaubte, versuchte er sich durch Konzentration der Gedanken an die Verlobte zu feien.
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