RaffaelKonrad Oberhuber
Gebundene Ausgabe
Bis Ende des 19. Jahrhunderts galt Raffaels Malerei als von überzeitlicher Schönheit und Vollkommenheit -- seine "Sixtinische Madonna" wurde geradezu angebetet. Eine Wertschätzung mit zwiespältigen Folgen für die Forschung, denn die machte sich, so Konrad Oberhuber, lange Zeit ein falsches Bild von dem Maler: "Der monumentale Stil, den Raffael in Rom pflegte, hat Kenner und Kunsthistoriker derart fasziniert, daß seine Werke von größter Zartheit und Raffinement nicht als solche von seiner Hand erkannt wurden." Inzwischen ist Bewegung in den Ouevrekatalog gekommen. Zahlreiche Studien über die Schüler Raffaels erlauben es heute, viele bisher zweifelhafte Werke genau zuzuschreiben und Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Auch in punkto Maltechnik und Farbtiefe hat die Forschung in den letzten Jahrzehnten, dank technologischer Fortschritte, einiges dazugelernt. Selbst bei einem Künstler, der schon seit Jahrhunderten im Mittelpunkt der Forschung steht, gibt es also immer noch Neues zu entdecken. Konrad Oberhuber zeichnet auf der Grundlage dieser Ergebnisse die künstlerische und intellektuelle Entwicklung des früh verstorbenen Malers nach. Sein Buch ist keine bunte, lebenspralle Charakterstudie, sondern eine sachliche und kenntnisreiche Führung durch Raffaels malerisches Universum. Bei aller Betonung des biografischen und geistesgeschichtlichen Hintergrunds hält sich Oberhuber dabei eng an die Werke. Der Text geht auf die italienische Originalausgabe von 1983 zurück. Der Wiener Kunsthistoriker hat ihn für die deutsche Ausgabe aktualisiert. Natürlich ist die Frage erlaubt: warum noch ein Werk zu Raffael? Dramatisch neu ist die Forschungslage schließlich zweifellos nicht. Die Antwort lautet in diesem Fall schlicht: weil hier ein Autor nicht nur wissenschaftlich kompetent, sondern auch sprachlich gewandt über ein Thema schreibt, das ihn spürbar selbst fasziniert. Der inhaltlichen Klasse entspricht die drucktechnische Qualität und Ausstattung. Über 230 erstklassige, meist farbige und teilweise ganzseitige Reproduktionen der Raffaelschen Werke machen den Band zu einem wirklichen Genuß. Eine Bibliographie und ein ausführliches Werkverzeichnis vervollständigen den guten Eindruck. Ein ohne Einschränkungen empfehlenswertes Buch! --Christian Demand
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