Sucht mein AngesichtJohn Updike
Gebundene Ausgabe
Sucht mein Angesicht mutet an wie ein Buch über die Kunst des Zwanzigsten Jahrhunderts -- zunächst. Der Roman erzählt vom Leben der Malerin Hope, "Fußnote" in der Geschichte ihrer Männer. Da ist der Macho Zack (er malt in großen "Spritzern"), der bisexuelle Guy (schlaffe "Tröpfeleien") und Jerry, der farblose Gallerist. . Kathryn, die junge hübsche "New Yorker Besserwisserin", stellt ihr Aufnahmegerät an und interviewt Hope -- damit beginnt der Roman. Er hört damit auf, dass Kathryn am Ende des gleichen Tages nach Hause fährt. Das Interview deckt die Spanne eines halben Jahrhunderts ab. Dieser Wechsel zwischen erzählter, überbordender Geschichte und unmittelbarem, intensivem Erleben des Augenblicks (Hopes "Beziehung" zur jungen Kathryn) macht das Buch wunderbar lebendig. . Für den Laien (wie den Rezensenten) startet der Roman allerdings mit einer Durststrecke: Die seitenlangen Auslassungen über Kunst erfordern etwas Durchhaltevermögen. (Nur der Profi entdeckt in der Figur Zack den Maler Jackson Pollock und in Guy eine Melange diverser Pop-Art-Größen, darunter Andy Warhol.) Doch das Lesen wird belohnt. Bei aller Liebe Updikes für die Kunst der Zeit, in der er aufgewachsen ist, macht er bald deutlich: Dahinter steckt immer ein Mensch! Dieses Menschengeflecht (Hope, ihre drei Ehemänner, die Kinder und nicht zuletzt die Interviewerin Kathryn) ist das Herzstück, die Lebensader dieses virtuosen Romans, der Sehnsüchte, Liebe und Enttäuschungen wie ein gelungenes Bild unmittelbar fühlbar macht. Sucht mein Angesicht hat alle Zutaten, die einen guten Updike ausmachen: Sinn und Sinnlichkeit, Mann und Frau, Lieben und Leben, Erfüllung und die immerwährende Suche danach. Eins kann ohne das andere nicht sein -- das macht unser Leben so spannend, und das macht Updikes Bücher so lesenwert. . Ein wichtiger Punkt zum Schluss: Sucht mein Angesicht ist hervorragend übersetzt. Wunderbar lesbar, mit einem guten Gespür sowohl für Sprache als auch für Updikes Intentionen verleiht Maria Carlsson dem Roman die angemessene Leichtigkeit und Gewichtigkeit, die er verdient. --Dirk Ruschepaul
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