Hamlet: Zweisprachige AusgabeWilliam Shakespeare
Taschenbuch
"'Hamlet' ist sicherlich der Deutschen liebstes Shakespeare-Drama. DerZauderer, der Melancholiker, der Denker, der nicht handeln kann, hat seitAnfang des 19. Jahrhunderts zur Definition deutscher Identität herhaltenmüssen wie sonst vielleicht nur Doktor Faust. 'Hamlet ist Deutschland!'rief Freiligrath 1844 aus und meinte damit, daß das Volk der Dichter undDenker vor lauter Selbstreflexion an den realpolitischen Aufgaben scheiterte.Nicht nur Hegel, Goethe, Heine, Nietzsche dachten so, auch das Auslandgriff die Gleichung auf, um sie später zu negieren Deutschland habe imErsten Weltkrieg nicht wie Hamlet, sondern wie der Schlächter Macbeth ausgesehen.Faschistische Theaterleute erkannten sich in einem germanisch-untergangsseligenHamlet wieder; nach dem Krieg tauchte der Grübler in der Diskussion umdie Rolle der Intellektuellen in der Bundesrepublik auf; und als die Mauerfiel, inszenierte Heiner Müller in Ostberlin ausgerechnet 'Hamlet' - füralle, die nicht wußten, wie sie sich nun verhalten sollten.Der Schauplatzist Dänemark. Prinz Hamlet wird vom Geist seines Vaters beauftragt, Rachezu nehmen für den an ihm verübten Giftmord. Claudius, des Ermordeten Bruder,der jetzt mit Hamlets Mutter in verbotener Ehe lebt, soll der Schuldigesein. Claudius und Hamlet belauern sich gegenseitig Der Usurpator läßtden Prinzen bespitzeln, Hamlet seinerseits verstellt sich, spielt den Wahnsinnigenund läßt schließlich als Falle für Claudius ein Theaterstück aufführen,das die Situation spiegelt. Claudius verrät sich tatsächlich; zur Blutrachekommt es allerdings so schnell nicht. Hamlets Problem ist nicht der Schuldbeweis,sondern sein innerer Konflikt, der ihn zwischen der mittelalterlichen Rachevorschrift,dem Glauben an Gottes gerechte Sühne und einem sehr modernen Gefühl fürdie Eigenverantwortung des Individuum ..
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