Paare, PassantenBotho Strauß
Sondereinband
Ähnlich wie das ebenfalls 1981 erschienene Theaterstück Kalldewey, Farce trägt auch dieser Prosaband einen skizzenhaften, fragmentarisch-flüchtigen Charakter, in dem der belesene Gesellschaftskritiker Strauß sein zentrales Thema vom entmenschlichten Menschen in einer technokratischen Gesellschaft variiert. Der kommentierende und reflektierende Ich-Erzähler notiert Beobachtungen, Verhaltensstudien, Personenskizzen, Reiseeindrücke sowie Gedanken über Bücher und Filme. An verschiedenen Orten, wie etwa in Restaurants, in Bars oder auf der Straße, sammelt der intellektuelle Chronist diverse Originalfundstücke vom >>Beziehungsmarkt, aus den Niederungen der erotischen Wirklichkeit<<, und schildert die aussichtslosen Versuche der Paare und Passanten, sich und ihre Identität zu finden. Den sich in hohle Phrasen und Sprachhülsen flüchtenden Menschen würden keine engagierten Streitgespräche mehr gelingen, sondern vielmehr würden nur noch >>förmliche Weltbilder-Duelle<< entstehen. In der heutigen >>allgemeinen, gottverdammten Fick- und Ex-Gesellschaft<< bestehe das wirkliche Elend darin, >>dass sich das wirkliche Elend nicht Luft machen kann. Es erniedrigt das Bewusstsein, es sprengt nicht<<. Liebesbeziehungen würden in der heutigen Zeit allenfalls als Beliebigkeiten erfahren, die mit dem Erleben einer wahren Erotik nichts mehr gemein hätten. Als Kronzeugen seiner essayistischen Überlegungen dienen Strauß u. a. Martin R Heidegger, Ernst R Jünger, Friedrich R Nietzsche, Paul Valry 1871-1945 und Theodor W. R Adorno. Dem dialektischen Denken Adornos erteilt Strauß jedoch im dritten Abschnitt seines Prosabands, in welchem er den Habitus des Schriftstellers in einer postmodernen Welt entwickelt, eine deutliche Absage.
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