Seven SeasonsGebundene Ausgabe
Den Jahreszyklus als Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter darzustellen, hat für Bewohner gemäßigter Breiten Tradition. Das liegt daran, dass er die todbringende Trockenzeit Australiens und Afrikas ebenso wenig aus Erfahrung kennt wie die wochenlangen sintflutartigen Regenfälle im asiatischen Monsun oder die verheerenden Hurrikane der Karibik. Global gedacht aber ergibt sich zusammen mit Trocken-, Regen- und Sturmzeit die für dieses Buch so wichtige Zahl sieben. Der Filmemacher Gogol Lobmayr und sein fotografierender Kollege Anselm Spring jetteten mit ihrem großen Team mehrere Jahre vom Nordpol zum Südpol, von Brasilien zu den pazifischen Inselwelten, um diese saisonalen Extreme in Wort und Bild einzufangen. Das Buch Faszination Natur. Die sieben Jahreszeiten der Erde. Seaven Seasons stellt dabei den dritten Teil der Faszination Natur-Trilogie dar. Bereits die ersten beiden Etappen hatten sowohl als Buch als auch als Film großen Erfolg. Wie der Titel andeutet, spielen Menschen auf den Aufnahmen nur eine Nebenrolle. Sympathische Ausnahmen: einige durchnässte Thailänder oder ein Riesenmelone essendes Mädchen. Primär geht es natürlich um den Jahrestakt der Natur. Das beschert dem Leser ausdrucksstarke Aufnahmen ausgetrockneter Wüstenböden, düsterer Gewitterszenen, sich häutender Schlangen oder das Aufblühen eines Mandelbaums. In den von Martin Rasper verfassten Texten, die sich gerne an den Rand der querformatigen Bilder drängen, spielt die menschliche Komponente eine sehr wichtige Rolle -- vor allem dadurch, dass der Zusammenhang zwischen natürlichen und menschlichen Jahreszeiten und deren Übergangszeiten aufgezeigt wird. Da ist, bisweilen hochtrabend, die Rede von "zeitlichen Vorgärten" oder vom fehlenden Vermögen, über einen singenden Vogel zu staunen. Die Lakonie der Aussagen gipfelt sogar in Feststellungen wie dass das Sommerloch "das Erntedankfest der Mediengesellschaft" sei. Mit interessanten und teilweise auch provokanten Thesen werden Gefühle thematisiert. Das spricht an, denn letztlich sind es tiefe Gefühle, die unsere Lebensläufe zeichnen. Dabei geht es auf und ab, und tiefen Empfindungen kehren, dem Kreislauf der Jahreszeiten ähnlich, immer wieder. Und dazu gehört: geboren werden, wachsen, reifen, blühen, sterben und -- wer weiß -- neu geboren werden. --Christina Falkenberg
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