Der blaue Planet: Einführung in die Ökologie. OriginalausgabeJosef H Reichholf
Taschenbuch
Ökologisch sind: Unlackierte Bleistifte, Jutekleider, Vollkornbrot, Müsli und Strom aus Windkraftwerken. So denken zumindest viele Leute. Das das so nicht stimmt stellt Josef Reichholf in seinem Beitrag zur DTV-Reihe "Naturwissenschaftliche Einführungen" klar. Ökologie ist ein Teil der Biologie, der sich mit dem Haushalt (griechisch oikos = Haus) der Natur beschäftigt. Der Begriff Ökonomie war schon besetzt, als Ernst Haeckel in den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts einen Begriff für das Wirtschaften der Natur suchte. Wie das Haushalten der Natur aussieht, auf welche Weise Forscher versuchen, die manchmal verborgenen, fast unwahrscheinlichen Verknüpfungen der Lebewesen untereinander zu enträtseln, beschreibt das Präsidiumsmitglied des WWF. Das Buch ist im Stil eines mitreißenden Appells geschrieben und wirkt plastisch wie ein Vortrag und nicht wie ein Essay oder gar Lehrbuch. Allerdings werden dem Leser Daten und Fakten nicht vorenthalten. Neben den wichtigen inhaltlichen und sachlichen Informationen zur Ökologie, diskutiert der Autor ein gesellschaftliches Hauptproblem der Ökologie als Wissenschaft. Häufig wird die beschreibende, zählende und dokumentierende Ökologie mit Naturschutz und Umweltschutz in einen Topf geworfen oder gar für identisch gehalten. Reichholf sieht aber vielmehr, daß Naturschutz eine Wertung vornimmt. Tiere und Pflanzen in Nützlinge und Schädlinge einteilt. Die Ökologie dagegen will schlicht und ergreifend die Zusammenhänge zwischen den Lebewesen erklären. Der Mensch, die Gesellschaft, die Politik hat dagegen die Aufgabe zu werten. Zu entscheiden, was gut oder schlecht für unser Überleben ist. Die Ökologie kann und soll nur Grundlage für den Umweltschutz sein. Ob wir eine reiche diverse Umwelt haben wollen, ob wir den Status quo erhalten wollen, ob wir Einfluß auf die Richtung der Umweltveränderung nehmen wollen, bleibt uns Überlassen. Das kann eine Wissenschaft nicht lösen. Das Konzert der Naturgewalten ist in ständigem Fluß und stark durch den Menschen beeinflußt. Daß der Mensch und seine Haustiere heute schon ein Viertel der Biomasse aller Tiere ausmachen kann nicht ohne Folgen bleiben. Ein aufrüttelndes, aber sachliches Buch. --Sven Zörner
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