Intimacy. Das Buch zum Film von Patrice ChéreauHanif Kureishi
Taschenbuch
Der Film Intimacy erzählt die Geschichte von Jay und Claire, die zwar nichts voneinander wissen, sich aber jeden Mittwoch treffen, um begierig übereinander herzufallen und Sex zu haben. Erst als Jay versucht, mehr über Claire herauszufinden, entwickelt sich eine Beziehung, die für beide einen sehr schwierigen Verlauf nimmt und auf ein für beide sehr schmerzhaftes Ende zusteuert. Als Patrice Chéreaus Film in die Kinos kam, war der Aufruhr unter Freunden des guten Geschmacks groß: In der Manier von Erbsenzählern wurde dem Filmemacher vorgeworfen, dem Publikum in einem rund 90-minütigen Film ganze 35 Minuten an expliziten Darstellungen sexueller Handlungen vorsätzlich vorgesetzt zu haben. Da half es auch wenig, dass Autor Kureishi und Regisseur Chéreau in Interviews immer wieder betonten, dass es um Intimität ginge, die nicht leichtfertig auf den Ausdruck Sex herunter zu reduzieren sei. Der Rowohlt Verlag veröffentlichte nun das Buch zu dem so preisgekrönten wie umstrittenen Film. "Buch zum Film" ist hier eigentlich nicht der passende Ausdruck, denn glücklicherweise wurden hier nicht die Szenenfolgen nachfabuliert, wie das leider allzu oft geschieht -- das Resultat wäre dann sicherlich wirklich eine Perversion geworden. Vielmehr wurde das einzig Richtige getan: In dem Taschenbuch finden sich sowohl Hanif Kureishis Kurzroman Rastlose Nähe als auch die Kurzgeschichten Blau ist die Liebe und Dunkel wie der Tag, die hier als eine Einheit begriffen werden wollen, die Chéreau zu der Verfilmung inspirierte. Dies hat seinen Grund, denn beide Künstler waren sich zu Beginn ihrer gemeinsamen Arbeit einig, dass die einzelnen Geschichten "zu stark nach innen gekehrt und wohl auch zu kompliziert waren, um allein als Vorlage für einen Film dienen zu können", erinnert sich Kureishi in seinem Vorwort zu dem Band. In den Erzählungen mag es wohl auch um Sex gehen, doch ging Kureishi der Frage nach, wie Menschen mit ungelebten Träumen und vor allem mit Liebe und Lieblosigkeit umgehen. Das Buch ist leise -- ein langer innerer Monolog verschiedener männlicher Figuren, die Veränderung wollen, auf der Suche sind, oder auf etwas Großes warten. Unbedingt lesenswert -- für sich alleine bemerkenswerte Stücke zeitgenössischer britischer Literatur, und als Ergänzung zum Filmbesuch ein Muss für Cineasten. --Stefan Wölfel
|