My Movie Business: Mein Leben, meine Romane, meine FilmeJohn Irving
Gebundene Ausgabe
Das Buch eines berühmten Schriftstellers soll verfilmt werden. Das Drehbuch fertigt der berühmte Schriftsteller höchstselbst an. Heißt dieser Mann, der seine Schwierigkeiten bei der Adaption nun in Form eines Werkstattberichtes niederlegt, allerdings John Irving und handelt es sich bei dem Film um Gottes Werk und Teufels Beitrag, dann kann sich der Leser auf ein Feuerwerk der Worte gefasst machen, das dem seiner Bücher in nichts nachsteht. Alles fing an mit Großvater Dr. Frederick C. Irving, einem berühmten Gynäkologen und großen Vorkämpfer einer liberalen Abtreibungspolitik. Nebenbei war er auch noch Verfasser dreier Lehrbücher über Geburtshilfe. Die launige Beschreibung einer Patientin in einem dieser Bücher ("Mrs. Berkeley trug zum Lauf der Welt nichts weiter bei als ihre Verstopfung") weist ihn als waschechtes Mitglied der Irving-Sippe aus. Es war nur folgerichtig, dass Irving diesen literarisch begabten Großpapa zum Vorbild für die Hauptfigur des Romans, den äthersüchtigen Geburtshelfer Dr. Larch (im Film gespielt vom grandiosen Michael Caine), heranzog. Ach, das Buch ist ein einziger Festschmaus an Anekdoten, angereichert mit zahlreichen Filmfotos. Irving, der dreizehn Jahre an dem Drehbuch bastelte, berichtet über die filmische Problematik des Vergehens von Zeit, die in seinen Romanen so immens wichtig ist, über das schmerzliche Einschrumpfen oder Eliminieren liebgewonnener Romanfiguren, wie man Michael Caines englischen Akzent bei einem Arzt aus Maine plausibel macht -- und schließlich seinen ganz persönlichen Kampf, 500 Buchseiten auf magere 136 Drehbuchseiten eindampfen zu müssen. "Kein bisschen feministisch und doch ein flammendes Werk für Frauen", schrieb Die Zeit damals. Aha, irgendwo mitten im Buch findet sich noch ein versteckter Satz -- Irvings vielleicht wertvollster Rat an alle jungen Schriftsteller, die überm Pult stirngefurcht den Seelenmeißel schwingen: "Man kann etwas, was man geschrieben hat, stets verbessern, und sollte man es verschlechtern, merkt man es!" Ein Mann, ein Satz, ein Ringer mit Erfahrung. Sicher auch ein toller Film! --Ravi Unger
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