Klasse Burschen: EssaysProf. Dr. Josef Haslinger
Taschenbuch
"Klasse Burschen", das sind nicht nur die Österreicher, die mit ihrer Selbstinszenierung gerne den Tatsachen und der Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte aus dem Weg gehen, sondern letztlich all jene Europäer, die lieber tief gebückt den eigenen Garten bestellen als über den Zaun zu schauen. Haslinger legt mit seinem neuesten Essayband eine Sammlung gesellschafts- und sozialpolitischer Betrachtungen und Hintergrundanalysen vor. Auch wenn er in erster Linie auf die Lage in Österreich eingeht, um die aktuelle politische Situation aufzuarbeiten und zu hinterfragen -- "uns ist alles recht außer Widerspruch" -- zeigt er doch auch über die engen Grenzen Österreichs hinweg genauso klar und unbarmherzig die soziologischen und politischen Entwicklungen und deren Hintergünde auf. Haslinger ist ein zutiefst "moralischer" Schriftsteller -- auch wenn diese Moral keine vordergründige, bürgerliche ist, sondern sich auf eine humanistische, "menschliche" Sicht der Dinge gründet, zu der auch eine realistische, nicht beschönigende Analyse der europäischen, vor allem der mitteleuropäischen Geschichte des letzten Jahrhunderts zählt. Seine Betrachtungen beschränken sich dabei keineswegs auf Politik, sondern beziehen alle Aspekte des "modernen" Lebens ein: Wirtschaft, Kultur, Literatur, Kunst, die zunehmende Technologisierung der Welt, das Internet ("Wir haben es nicht, wie man angesichts der gleichzeitigen Bilderflut meinen könnte, mit einer Illiterarisierung zu tun, sondern mit einer Literarisierung der Welt. Wer im Internet chattet, geht einer literarischen Tätigkeit nach. Er schreibt Rollenprosa."). Mit seinen Essays gelingt es ihm, nicht zuletzt aufgrund der Einheit von Stil, Ausdruck und Inhalt, in einen Dialog mit dem Leser zu treten; Es ist keine schwerverdauliche Literatur -- es liest sich "leicht" und hinterlässt dennoch einen nachhaltigen und tiefen Eindruck. Seine Analysefähigkeit und die klare Sprache nehmen gefangen und zwingen dazu, sich Gedanken über Dinge zu machen, die jeder von uns selbst gern verdrängt. --Lisbeth Legat
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