Zwischen Sommer und Herbst, 1 Audio-CD. Betrachtungen und heitere ErzählungenHermann Hesse
Audio CD
Nur wenige Tonaufzeichnungen gibt es von Hermann Hesse persönlich, denn er war sehr öffentlichkeitsscheu und liebte es am meisten, auf seinem Tessiner Landsitz für sich zu sein, weshalb er an der Eingangspforte ein Schild anbringen ließ: Bitte keine Besuche. Doch einige in seiner Wohnung aufgenommene Tondokumente, auf denen der über achtzigjährige Dichter mit seiner typisch alemannischen und sehr weise klingenden alten Stimme zu seinen Jüngern spricht, gibt es dennoch. So können wir seine Betrachtungen "Zwischen Sommer und Herbst", "Über das Alter" und "Über das Wort Brot" aus seinem eigenen Munde vernehmen. In eine besinnliche Stimmung versetzt er seine Hörer, wenn er über die Schönheit des Spätsommers nachdenkt, die so schnell Abschied nimmt. Da löst sich das letzte Blatt einer roten Rose und der kahle Stengel schwingt noch leicht nach. Bald wird man sich an Dunkelheit und Kälte gewöhnt haben und schon weiß man nicht mehr, wie die Welt für eine kurze Zeit geleuchtet hat. Versöhnliche und läuternde Worte findet er für das Altern. Jede Phase des Lebens hat ein eigenes Gesicht und eine eigene Atmosphäre. Auch ein Sterbender hat seine Aufgabe, wenn er auf seinem Lager liegt und ihn die diesseitige Welt kaum mehr erreicht. Alt sein ist ein genauso wichtiger Auftrag wie jung sein. Und alt sein hat auch sehr schöne Seiten. "Brot" stellt eine Betrachtung der Sprache als Werkzeug des Dichters dar, deren kleinster Bestandteil, bis auf den Buchstaben an sich, das Wort ist. Es gibt bedeutungsschwere und kraftvolle Wörter, die aus der Erde gewachsen sind. Und es gibt kraftlose Wörter, die in Beamtenstuben geboren werden. "Brot" ist natürlich kein Wort ohne Energie, sondern eines mit viel Lebensstärke und großer Beschwörungskraft. Die beiden anschließenden Erzählungen "Autorenabend" und "Die Fremdenstadt im Süden" werden von Gert Westphal gelungen interpretiert. Da erfahren wir von einer tragik-komischen Lesung, wie Hesse sie in Querburg erlebte. Und die "Fremdenstadt" ist eine Parodie auf den sich immer mehr ausbreitenden Massentourismus. Ironisch belächelt er hier die künstlichen Urlaubsoasen, die perfekt, ideal, sauber wie ein OP-Tisch und von der eigentlichen Kultur des jeweiligen Landes weit entfernt, überall aus dem Boden schießen. --Daphne Großmann
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