So war die Zeit. Lebensgeschichten aus den AufbaujahrenGunter Haug
Gebundene Ausgabe
Ein alter abgewetzter Koffer, ein vergilbtes kleines Foto, unscharfe Erinnerungen, die im Lauf der Jahre immer weiter verblasst sind. Das war alles, was uns Kindern aus der eigenen Familie über die Aufbaujahre in der Nachkriegszeit bekannt war. Die Eltern haben meist nicht viel über diese Zeit geredet, in der sie aufgewachsen sind, ihre ersten Schritte hinein ins Berufsleben taten und dann eine Familie gründeten. Wie auch? Zum Geschichten- erzählen blieb vor lauter Arbeit keine Zeit. Und ehrlich gesagt: Es hat uns Kinder damals auch gar nicht sonderlich interessiert. Was sollte am Leben von Mutter oder Vater denn schon spannend gewesen sein? Erst in den vergangenen Jahren haben wir dann allmählich begriffen, wie viel Arbeit und Mühe damit verbunden war, bis unsere Eltern den Weg in eine sichere Gegenwart für sich und ihre Familien geschafft hatten. In der Zeit zwischen 1945 und 1955, den Aufbaujahren, sind all die Grundlagen für Aufschwung und Wohlstand geschaffen worden, von denen wir bis heute profitieren. Einfach war das nicht, kaum vorstellbar eigentlich, dass es gelingen könnte, zumal das Land nach dem großen Krieg völlig zerstört am Boden lag. Doch die Generation unserer Eltern hat nicht klein beigegeben, sondern ist mit Tatkraft, Zähigkeit und einem unerschütterlichen Überlebenswillen ans Werk gegangen. Zwei tatsächliche Lebenswege werden in diesem Buch beschrieben. Beispielhaft für Millionen ähnlicher Schicksale. Es sind die Jugendjahre von Gretel Staudacher aus Rothenburg ob der Tauber (geboren im Jahr 1932) und Walter Langheinrich aus Creglingen (Jahrgang 1933). Obwohl ihre Geburtsorte nur rund zwanzig Kilometer entfernt voneinander liegen, sind sich Gretel und Walter wahrscheinlich niemals im Leben begegnet - und falls doch, dann war es ihnen nicht bewusst. Erst recht natürlich nicht, dass ihre prägenden Jugendjahre einmal in Form eines Tatsachenromans beschrieben werden könnten..
|