Der Hahn ist totIngrid Noll
Hörkassette
Der Krimi ist an sich schon unverschämt leichtfüßig und spannend. Das Hörspiel aber mit Evelyn Hamann in der Hauptrolle der mordenden Rosemarie Hirte ist ein Genuß. Die bekannte Schauspielerin Evelyn Hamann fesselt von Anfang an mit ihrer eindringlichen, der Rolle angepaßt leicht irren Stimme. Ihr nimmt der Zuhörer die unglücklich verliebte, leicht angestaubte Rosi mit ihrem Verfolgungswahn ohne weiteres ab. Raffiniert hat Andrea Czesienski das Hörspiel anders aufgebaut als die Romanvorlage. Erst nach und nach werden die Leichen der Rosemarie Hirte auf ihrem Weg zu ihrem Geliebten Witold aus dem Keller geholt. Das steigert die Dramatik. In weiteren Rollen sind Peter Simonischek als Witold und Reiner Heise als Kommissar zu hören. Das ledige, ältere Fräulein Rosemarie erlebt ihren ersten Frühling, als sie in Liebe zu dem Lehrer Witold entflammt. Sie schleicht fortan bei Nacht- und Nebelaktionen um das Haus des Objektes ihrer Begierde, um es zu beobachten. Bei diesen detektivischen Nachforschungen beobachtet Rosi, wie Witold auf seine alkoholkranke Frau schießt. Sie ist aber nicht tot. Ein Grund für Rosi, sich einzumischen und ihrem Angebeteten tatkräftig zur Hand zu gehen. In ihrem Liebeswahn erwartet sie eine konspirative Zusammenarbeit und ein Entgegenkommen ihres Traummannes. Bei dieser ersten Leiche bleibt es allerdings nicht. Denn Witold, der sich nicht für Rosi interessiert, ist ein Don Juan und bei Damen jeden Alters heiß begehrt. Rosis Verklärung geht soweit, daß sie die Liebschaften ihres Liebesobjektes für Hindernisse hält, die aus dem Weg geschafft werden müssen. Wie im Rausch, aber dennoch kaltblütig genug, tut sie ihre "Pflicht". Ihre Eifersucht und ihr Liebeswahn befördern immer kriminellere Energien zutage. Letzten Endes gewinnt sie ihren Witold für sich. Aber nicht so, wie sie es sich erträumt hätte. Ein freches kriminalistisches Stück mit fesselnden Dialogen und Situationskomik. Herausragend ist Evelyn Hamann als Rosi. --Corinna S. Heyn
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