Schöne Freunde: RomanArno Geiger
Gebundene Ausgabe
Es gibt Bücher, die zu rezensieren eine Freude ist, weil sie so gut sind. Und es gibt Bücher, die zu rezensieren ebenfalls eine Freude ist, weil sie so schlecht sind. Und dann gibt es noch Bücher, die zu rezensieren äußerst schwer fällt, da man mit ihnen nichts anfangen kann. Ein solches Buch ist Schöne Freunde von Arno Geiger. Selbst die reine Inhaltsangabe wird zur schwer lösbaren Aufgabe. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist ein Bergwerksunfall mit mehreren Todesfällen. Da dem Direktor des Bergwerks offenbar eine Mitschuld zugeschrieben wird, müssen er und ein Teil seiner Angestellten flüchten. Diese Flucht erfolgt mit einem Schiff über das Meer. All das wird von einem kindlich-jugendlichen Erzähler berichtet, der offenbar elternlos ist und ebenfalls mitflieht, obwohl nicht klar wird, warum. So weit der seltsam konturlose und zwischen realistischen Beschreibungen und unwirklichen Situationen schwankende Inhalt, der mehr Fragen offen lässt als er beantwortet. Und wird man schon daraus nicht recht klug, bleibt man der Intention des Autors gegenüber noch ratloser. Der Icherzähler ist in seinen akribischen Beschreibungen von Situationen oder Menschen nicht als Kind oder Jugendlicher erkennbar -- er hat keine kindlich-jugendliche Sicht der Dinge. Er wirkt eher wie ein zwar abgebrühter, aber dennoch unsicherer Erwachsener, der sich eine Realität zusammendenkt. Er beobachtet seine Umgebung, seine "Freunde", ihre persönlichen Verstrickungen untereinander und berichtet darüber -- weit gehend emotionslos, distanziert und mit einer an der Oberfläche bleibenden Genauigkeit. Die Personen bleiben schemenhaft, agieren in einem Vakuum und gewinnen auch durch die übergenauen Beschreibungen ihrer Handlungen und Absichten nicht an Konturen. Auch Geigers Umgang mit der Sprache macht das Verständnis nicht leichter. Seine Verfremdungen (einer der stehenden Sätze dieses Buches lautet: "Ich berichte"), seine reinen Beschreibungen wirken mechanisch, hart, unelegant und auf die Dauer ermüdend. Jedenfalls werden Liebhaber eines reinen Beschreibungspurismus ihre Freude daran haben und Fans des jungen Autors sowieso. --Liesbeth Legat
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