magazine (edition suhrkamp)Taschenbuch
Man hat sich daran gewöhnt ?- zumindest glaubt man es -?, dass ein großer Teil der Prosa, die sich im Umfeld neuester Musik und ihrer Stars entwickelt, vom Pathos der schamlosen Übertreibung getränkt sein muss. Der hart gesottene Kritiker (oder der abgehärtete Leser) wird daher kaum zusammen zucken, wenn er die recht vollmundigen Klappentexte liest, mit denen das dünne Bändchen beworben wird, das Adam Green unter dem ziemlich unprätentiösen Titel magazine (man beachte die lässige Kleinschreibung!) zusammen gestellt hat. Green gilt gemeinhin als Wunderkind der New Yorker Szene, als genialischer Liedermacher und urbaner Smart-Poet, der großflächig das Erbe von Bob Dylan, Arthur Rimbaud, Allen Ginsberg, Rolf Dieter Brinkmann und Guillaume Apollinaire angetreten hat -? weswegen man ihm sein begrenztes Gitarrenspiel verständlicherweise verzeihen sollte. . Nun mag sein, dass Greens dichterische Ergüsse unaufdringlich oder gar interessant wirken, wenn sie von charmant dilletierenden Musikdarbietungen abgefedert werden. Ohne jegliche Schutzhülle jedoch erweist sich die Dichterei des Jungpoeten als typisches Beispiel jener entlarvenden Form der expressionistischen Lyrik, die irgendwie noch zu jeder Pubertät gehört. Mit dem Unterschied, dass die meisten von uns diese kurze intensive Schaffensphase hormongesteuerter Kreativität nach einer Schamfrist allenfalls den eigenen Enkeln zumuten würde -? auf keinen Fall jedoch einer breiten Öffentlichkeit. . Was also soll man dazu sagen, zu dem 'Langgedicht' mit dem Titel "Die Blumen des Kapitalismus" oder zu den "8 Seiten für Allah", die wie alle anderen Texte des Green'schen Magazins vor allem der Logik enthemmter Assoziation in der Abwesenheit poetischer Grundkenntnisse gehorchen, und in denen die Erwartungen, die der Leser möglicherweise vom Titel her entwickelte, auf geradezu schamlose Weise gegen die Wand gefahren werden -? was soll man dazu sagen? Am besten gar nichts ?- oder zumindest dies: gebt Thomas Meineke bessere Texte und rettet ihn vor Scharlatanen wie Adam Green. --Peter Schneck
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